Unsere Brutboxen im Detail. Wie sie funktionieren.

Die Wirksamkeit von Brutboxen beim Aufbau von selbsterhaltenden Fischpopulationen ist bereits mehrfach wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen worden. Unter dem Schlagwort "Cocooning" lassen sich hierzu zahlreiche Informationen finden. Da es sich bei unseren Brutboxen um relativ komplexe Gerätschaften handelt, stellen wir sie und ihre Wirkweise im Folgenden etwas genauer vor. Um eine möglichst hohe Stabilität und somit eine lange Haltbarkeit sicherzustellen, fertigen wir unsere Brutboxen ausschließlich per Hand aus Edelstahl. Unsere Brutboxen unterscheiden sich von anderen am Markt erhältlichen Systemen dadurch, dass sich die Fische hierin unter absolut naturnahen Bedingungen entwickeln können. Dies wird durch den sich in der Brutbox befindlichen Kies erreicht. Jener ermöglicht es den frisch geschlüpften Larven, ihrem negativ phototaktischen Drang zu folgen und sich zum Aufzehren des Dottersacks in den dunklen Bereich des Interstitials zu begeben. Bei herkömmlichen Brutboxsystemen ist dies nicht gewährleistet und den Fischlarven wird somit eine naturnahe Entwicklung verwehrt. Das sogenannte Imprinting, d.h. das Fixieren und Speichern aller artspezifischen und geburtsortrelevanten Verhaltensparameter, erfolgt unmittelbar nach dem Schlüpfen.


Mehrkammer-System. Eine Kammer für jedes Entwicklungsstadium.

Unsere Brutboxen bestehen aus mehreren Kammern, die unterschiedliche Funktionen erfüllen. Bei der großen Kammer links im Bild handelt es sich um die unten gelegene Aufzuchtkammer, in welche sich die geschlüpften Fischlarven bis zum Aufzehren des Dottersacks zurückziehen. Mittig im Hintergrund des Bildes sieht man zwei unterschiedliche Exemplare einer Schlupfkammer, welche oberhalb der Aufzuchtkammer montiert wird. Rechts im Bild erkennt man noch den Deckel der Schlupfkammer sowie den äußeren Verschluss der Brutbox.

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Die obere Schlupfkammer. An die Fischart angepasste Perforationen.

Nachdem sowohl die Aufzuchtkammer als auch die Schlupfkammer mit artgerechtem Kies befüllt wurden, werden die sich im Augenpunktstadium befindlichen Fischeier zunächst vorsichtig in die Schlupfkammer eingebracht. Nach der entsprechenden Entwicklungszeit (abhängig von Fischart und Temperatur) schlüpfen die Larven. Die frisch geschlüpften Larven durchwandern instinktiv den Boden der Schlupfkammer und begeben sich in die untere Aufzuchtkammer. Dies geschieht, da die Larven zunächst phototaktisch negativ gesteuert reagieren (= lichtscheu) und im Lückensystem des eingebrachten Kiessubstrates Schutz suchen. Hierzu müssen die Perforationen am Boden der Schlupfkammer je nach Fischart unterschiedliche Abmessungen aufweisen. Einerseits muss durch die entsprechenden Perforationen sichergestellt werden, dass die Fischeier nicht schon vorzeitig in die Aufzuchtkammer gespült werden und andererseits aber auch, dass die Larven unmittelbar nach dem Schlüpfen mitsamt ihrem Dottersack die Kammern wechseln können. Während die Perforationen für Bachforellen somit beispielsweise relativ groß ausfallen müssen, werden für Nasen oder Äschen deutlich feinere Perforationen benötigt.

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Feinmaschige Außenhaut. Optimaler Schutz während der Entwicklung.

Die gesamte Brutbox weist permeable Eigenschaften auf, so dass der Innenraum stets optimal mit Sauerstoff versorgt wird. Damit die Fischeier bzw. -larven nicht durch die Löcher entkommen können, ist die gesamte Außenhaut der Brutbox mit einem feinmaschigen Netz überzogen. Dies stellt eine optimale Entwicklung der Larven im Inneren der Brutbox sicher und ermöglicht später die genaue Kontrolle der Schlupfrate. Darüber hinaus gewährleistet das Netzmaterial gleichzeitig, dass keinerlei Fressfeinde Schaden an den Larven anrichten können.

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Kiesfüllung mit Lückensystem. Natürliche Aufzuchtverhältnisse.

Vor dem Einsetzen der befruchteten Eier in die Brutbox werden sowohl die Aufzuchtkammer als auch die Schlupfkammer mit in der Korngröße artgerechtem Kies befüllt. Der Kies muss hierzu von Feinmaterial gereinigt sein, um den Larven ein optimales Lückensystem (Interstitial) für ihr Aufwachsen bereitzustellen. Zum einen müssen die Larven in der Lage sein, das im Kies befindliche Lückensystem problemlos durchwandern zu können und zum anderen müssen sie während ihrer dortigen Verweilzeit auch ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können.

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Ab in die Wanne. Die Brutbox wird geflutet.

Zunächst muss die Brutbox mit frischem Wasser aus dem betreffenden Gewässer geflutet werden, um die vorhandene Umgebungstemperatur des Wassers anzunehmen und den in Kürze einzusetzenden Eiern von Anfang an optimale Entwicklungsbedingungen zu bieten. Zum Befüllen der Brutbox mit den befruchteten Fischeiern und für den darauf folgenden Transport zur geeigneten Stelle im Flussbett, verwenden wir eine große Kunststoffwanne.

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Einsetzen der bis zum Augenpunktstadium entwickelten Eier. Höchste Vorsicht ist geboten.

Beim Einbringen der befruchteten Fischeier ist große Vorsicht angebracht, um diese dabei nicht zu beschädigen. Wir verwenden hierzu ein Aquariennetz und vermeiden jegliche direkte Berührung der Eier. Diese sind im Augenpunktstadium zwar relativ stoßunempfindlich, aber trotzdem sollte man sehr sorgsam mit ihnen umgehen, um Schäden zu vermeiden. Von besonderer Bedeutung ist es bei diesem Schritt, darauf zu achten, dass die Eier keinen zu starken Temperaturschwankungen ausgesetzt werden. Daher wurden sowohl der weiße Eimer mit den befruchteten Fischeiern links im Bild als auch die mit Kies befüllte Brutbox langsam an die Gewässertemperatur angepasst.

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Versiegeln der Brutbox. Der einzige Weg führt nach unten

Nachdem die befruchteten Fischeier alle in die Schlupfkammer eingesetzt wurden, wird diese mit einem dazu passenden Deckel verschlossen. Danach wird die Brutbox mit einem zweiten Deckel von außen versiegelt und ihr wertvoller Inhalt somit auch vor etwaigen mechanischen Einflüssen geschützt. Hierfür haben wir einen Sicherheitsverschluss entwickelt, der das Öffnen der Brutbox nur mit einem Spezialwerkzeug ermöglicht und somit unerlaubte Eingriffe von Dritten effektiv unterbindet.

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Einbringen der Brutbox ins Gewässer. Auf die Stelle kommt es an.

Die nun geschlossene Brutbox wird an einer geeigneten Stelle ins Gewässer eingebracht. Das Substrat in der Umgebung der Brutbox sollte zuvor möglichst mit einer Harke von abgelagerten Feinpartikeln gereinigt worden sein. Somit wird sichergestellt, dass sich das feinmaschige Netz der Brutbox nicht im Laufe der Zeit zusetzen kann und stets eine optimale Sauerstoffversorgung sichergestellt ist. Aus diesem Grund sollte die Stelle auch möglichst von freiströmendem Wasser umgeben sein. Das Umsetzen der Brutbox aus der Wanne in das Gewässer sollte möglichst schnell geschehen, damit die Eier dabei keinerlei Schaden nehmen.

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Fixieren der Brutbox. Erdspeere sorgen für sicheren Halt.

Um die Brutbox im Gewässer an Ort und Stelle zu halten, wird sie mit vier langen Erdspeeren im Boden verankert. Somit wird sichergestellt, dass die Strömung die Brutbox nicht verrücken oder umkippen kann. Dies ist für eine optimale Entwicklung der Fischeier bzw. -larven unentbehrlich.

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Sorgfältiges Eintreiben mit einem Hammer. Eine gute Fixierung schützt auch vor Diebstahl.

Zum Fixieren der Brutbox werden die Erdspeere mit einem Hammer in den Gewässergrund getrieben. Da die Erdspeere mit kleinen Widerhaken ausgestattet sind, ist ihr späteres Entfernen nur durch großen Arbeitseinsatz möglich. Neben einer sicheren Verankerung soll dies vor allem auch dem Diebstahl der ausgebrachten Brutboxen entgegenwirken.

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Eingraben der Brutbox. Selbst der Deckel ist kaum sichtbar.

Wenn die Brutbox mit allen vier Erdspeeren sicher im Grund verankert ist, wird sie von außen mit Flusskies umhüllt. Auch der obere Deckel der Brutbox wird zur besseren Tarnung mit einigen Steinen leicht überdeckt. Hierbei sollte jedoch darauf geachtet werden, dass noch etwas Restlicht in die obere Kammer fallen kann. Dies schafft im Inneren der Box absolut natürliche Bedingungen und sorgt dafür, dass sich die Fischlarven wie in der freien Natur entwickeln können.

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Die fertig ausgebrachte Brutbox. Auf das es reichlich Nachwuchs gibt.

Nach vollbrachter Arbeit sollte selbst der Deckel der Brutbox vom Ufer aus kaum noch zu erkennen sein. Zur besseren Verdeutlichung haben wir diesen auf unseren Fotos hier gezeigten jedoch frei gelassen. Um eine möglichst ungestörte Entwicklungsphase der Fischbrut zu gewährleisten, ist es trotzdem ratsam, diese an einer schlecht einsehbaren Stelle auszubringen und sie so vor den Blicken Fremder zu schützen. Nachdem wir die Entwicklung der Larven regelmäßig kontrolliert haben, kommt nach einiger Zeit der Tag, an dem die Brutbox vollständig geöffnet werden kann. Die Larven haben mittlerweile ihren Dottersack komplett aufgebraucht und verhalten sich nun positiv phototaktisch (= lichtliebend). Nach dem Entfernen der Abdeckungen und der Schlupfkammer steigen diese selbstständig aus dem Kies der Aufzuchtkammer hervor. Wird die Brutbox vor dem Öffnen in eine Kunststoffwanne gestellt, so kann man vor dem endgültigen Freilassen der Fischbrut noch eine abschließende Zählung für die quantitative Erfolgskontrolle durchführen.

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